Im Gespräch mit Stefanie Wyss, Fachspezialistin für Künstliche Intelligenz (KI)

Stefanie Wyss ist Dozentin für Fachdidaktik Deutsch, Mentorin PS und Mitglied der Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz (KI) an der Pädagogischen Hochschule Luzern

Für verschiedene Anspruchsgruppen eröffnet die KI umfassende Möglichkeiten und erfolgversprechende Chancen. Was können nun KMU von KI erwarten? Im Gespräch mit Stefanie Wyss wollten wir erfahren, ob KI die Welt erobert, wo ihre Grenzen liegen und welche Gefahren diese birgt.

Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?
Ich bin in Udligenswil aufgewachsen und kein Spross einer Akademikerfamilie. Mein erstes Geld habe ich bei Ringier in der Ausrüsterei verdient. Ich begann am Gymnasium, wechselte darauf an die Wirtschaftsmittelschule und schloss mit der Berufsmatura ab. Nach einem Praktikum bei der Stadt Luzern und der Passerelle an der Kantonsschule Reussbühl absolvierte ich das Bachelor- und Masterstudium, mit dem Ziel, Deutsch- und Geschichtslehrerin zu werden. Nach dem Doktorat an der Universität Basel folgten mehrere CAS in Stanford, Rotkreuz und Luzern.

Was fasziniert Sie an KI?
Sprache fasziniert mich seit jeher, ob gesprochen, geschrieben, non-verbal oder Programmiersprachen. Der spezielle Status von Schreibnoviz*innen veranlasste mich zu einer Doktorarbeit zur Untersuchung der Schreibprozesse von Primarschüler*innen. Durch meine Weiterbildungstätigkeiten in Computerlinguistik und Evolutionärer Linguistik setzte ich mich intensiv mit KI auseinander. Es ist faszinierend und gleichzeitig herausfordernd, dass mit der Nutzung von KI die Sprachgewandtheit für uns Individuen bedeutsamer und nicht, wie von vielen angenommen, unwichtiger wird.

Welchen Stellenwert hat KI in der Aus- und Weiterbildung?
Die Bildungsinstitutionen sind beispielsweise mit dem Problem konfrontiert, dass Leistungsnachweise umfassend durch KI erstellt werden können, was sich aber (noch) nicht nachweisen lässt. Stellt sich also die Frage, ob Leistungsnachweise wieder mit Bleistift und Papier erstellt oder zugunsten einer ganzheitlichen Beurteilung vollumfänglich abgeschafft werden sollen. Die Diskussion über Chancen und Risiken des Einsatzes von KI in der Hochschulbildung hat gerade erst begonnen und wird uns noch länger beschäftigen.

Ist KI lediglich ein kurzfristiger Hype?
Momentan ist die KI sehr gehypt. Die Ernüchterung folgt jedoch auf dem Fuss. Wir stellen fest, dass ChatGPT qualitativ schlechter wird. Da sie "unsichtbar" ist, müssen wir reflektieren, wo KI überall involviert ist.

Erobert KI die Welt?
Momentan sehe ich das nicht. KI ist da und verarbeitet die von Menschen bereitwillig zur Verfügung gestellten Daten. Das Risiko besteht, dass KI Vorurteile (sog. biases) noch verstärkt. Deshalb braucht es eine intensive Diskussion, was wir wollen und was nicht. Welche Daten stellen wir zur Verfügung und welche nicht. Ich erachte den AI Act der Europäischen Gemeinschaft als einen richtigen und wichtigen Schritt.

Sind die Sicherheit und Rechte der Menschen durch KI in Gefahr?
Ich glaube schon. Foren wie reddit werden vorwiegend mit teils sehr einseitigen Informationen abgefüllt. KI nutzt die vorhandenen Daten und wenn diese einseitig oder negativ behaftet sind, geben die Outputs von KI diese wieder. Die Vorschläge aus der KI müssen somit mit äusserster Vorsicht beurteilt und hinterfragt werden.

Was können KMU von KI erwarten?
Entlastung von Routinearbeiten und ein effizientes Wissensmanagement, z. B. bei Serienbriefen, Mails, handschriftlichen Notizen, PDF- und Word-Dokumenten. Dadurch bleibt ihnen mehr Zeit für die qualitativ anspruchsvollen Arbeiten und für das Zwischenmenschliche.

Ist KI ein Erfolgskonzept für eine kleine Elite oder die breite Masse?
Momentan zieht eher eine kleine Elite Nutzen daraus. Der Mehrwert für die grosse Masse existiert noch nicht. Alle Anwender*innen brauchen Ansätze, welche ihnen wirklich etwas bringen.

Was sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit KI?
Es gibt keinen Tag, an dem ich sie nicht verwende. Doch fühle ich mich wie auf einem Surfboard und die Wellen werden immer heftiger. Es kommen so viele Neuerungen pro Tag und KI ist wahnsinnig dynamisch. Wir brauchen ein Mindset und einen guten Umgang mit Fehlern, um zu lernen und den Einsatz von KI zu professionalisieren.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich würde gerne das MAS für Digital Business Management beginnen. Zudem interessieren mich Projekte der Predictive Maintenance. Dank dieser können Zustandsdaten von Maschinen und Geräten erhoben und so Anlagen proaktiv gewartet und Ausfälle verhindert werden.

Am Geschäftsfrauenseminar vom 18. Juni 2024 informiert Stefanie Wyss ausführlich über KI. Jetzt anmelden!

Kontakt:
stefanie.wyss@phlu.ch, phlu.ch

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Esther Küng-Unternährer
Verantwortliche Marketing
MAS in Communication Management, Marketingfachfrau mit eidg. Fachausweis